2. August 2023

einBlick: Wie Infrastruktur Wachstum und Krisenresistenz vereint

Sie ist das Rückgrat der Wirtschaft und wahrscheinlich der wichtigste Standortfaktor überhaupt – vielerorts aber nicht mehr zukunftsfähig: Volkswirtschaften stehen weltweit vor der großen Herausforderung, ihre Infrastruktur zu modernisieren, zu digitalisieren und nachhaltig zu transformieren. Um diese Ziele zu erreichen, sind in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weltweit erhebliche Investitionen notwendig. Davon können und sollten auch Anleger profitieren.

Infrastruktur-Aktien zeichnen sich besonders durch ihre Krisenresistenz aus. Sie basieren häufig auf Geschäftsmodellen mit einer stabilen und vorhersehbaren Nachfrage, was zu gut prognostizierbaren Zahlungsflüssen führt. Die Notwendigkeit einer funktionierenden Infrastruktur bleibt unabhängig von der wirtschaftlichen Lage bestehen, da sie grundlegende Bedürfnisse wie Strom, Gas, sauberes Wasser, Abfallentsorgung, Rechenzentren und Mobilfunknetze erfüllt. Auch Autobahnen, Flughäfen oder Versorgungsunternehmen müssen trotz wirtschaftlicher Unsicherheit weiter betrieben werden, da die Gesellschaft auf sie angewiesen ist. Dadurch können Investoren einen gewissen Schutz gegen konjunkturelle Abschwünge erhalten. Zudem bieten Infrastrukturaktien eine Möglichkeit zur Diversifikation des Anlageportfolios. Da sie oft in sehr unterschiedlichen Branchen (Energie, Bau, Telekommunikation, Wasser, etc.) tätig sind, können Schwankungen in einzelnen Marktsegmenten ausgeglichen werden.

Das zeigten Infrastrukturaktien auch im Jahr 2022: Im Vergleich zum breiten Aktienmarkt haben sie sich in einem schwierigen Umfeld nämlich deutlich besser geschlagen. Während der MSCI World Index in US-Dollar gerechnet 18 Prozent verlor, beendete der FTSE Global Core Infrastructure Index das vergangene Jahr mit knapp sechs Prozent Minus, der S&P Global Infrastructure Index lag am Jahresende sogar nur bei Minus 0,2 Prozent.

Besonders interessant im aktuellen Marktumfeld ist auch der eingebaute Inflationsschutz von Infrastrukturaktien. Da die Einnahmen dieser Unternehmen häufig an Inflationsindizes gekoppelt sind, können sie ihre Gebühren und Preise entsprechend anpassen. Dies stellt sicher, dass die Einnahmen in Zeiten steigender Preise nicht an Wert verlieren. Dies gilt sowohl für Versorgungsunternehmen als auch für Geschäftsmodelle, die auf nutzungsabhängige Anlagen wie Mautstraßen oder Eisenbahnen setzen. Beide generieren inflationsangepasste Umsätze.

Die attraktive Dividendenrendite von Infrastrukturaktien ist ein weiterer Anreiz für Investoren. Stabile Einnahmequellen ermöglichen es Infrastrukturunternehmen, einen Teil ihrer Gewinne als Dividenden an die Aktionäre auszuschütten. Investoren, die Wert auf regelmäßige Ausschüttungen aus ihren Anlagen legen, könnten sich daher von der Aussicht auf Dividendenzahlungen angezogen fühlen.

Für die nächsten Jahre und Jahrzehnte profitieren Infrastrukturunternehmen auch von globalen Megatrends wie der Umstellung auf erneuerbare Energieträger, der zunehmenden Nachfrage von E-Mobilität sowie der Digitalisierung. Der Angriff Russlands auf die Ukraine im letzten Jahr hat zusätzlich den Druck erhöht, die Abhängigkeit von Öl und Gas zu verringern. Das macht auch eine aufwändige Transformation der Energieinfrastruktur notwendig. Eine weitere Herausforderung bleibt der Ausbau des Glasfaser- und des 5G-Netzes – alle diese Vorhaben machen gigantische Investitionen notwendig.

Allein die USA brachten gleich drei Mammut-Programme auf den Weg. Bereits im November 2021 verabschiedete das US-Repräsentantenhaus ein 1,2 Billionen US-Dollar schweres Infrastrukturpaket, mit dem in den nächsten Jahren unter anderem Straßen, Brücken, Häfen, Flughäfen und die Schienennetze in den USA modernisiert werden sollen. Und im August 2022 unterzeichnete US-Präsident Joe Biden den „Inflation Reduction Act“, ein 430 Milliarden US-Dollar starkes Klima-, Sozial- und Steuerpaket, aus dem mehr als 370 Milliarden Dollar in Klima- und Energieprogramme fließen sollen. Die Vergabe der bereits beschlossenen Mittel hat sowohl in Europa als auch in den USA gerade erst begonnen. Das Beste in Sachen Infrastruktur dürfte also noch kommen – auch für Anleger. „Grüne“ Infrastrukturprojekte zur Dekarbonisierung und Digitalisierung sind zudem oft besonders innovativ und verfügen über ein langfristiges Wachstumspotenzial.

Die daraus entstehenden Chancen haben auch Staatsfonds erkannt. Wichtige Erkenntnisse lieferte hierzu die neue Invesco Global Sovereign Asset Management Studie. Sie untersuchte im Detail, wie Staatsfonds und Zentralbanken ihre Portfolios gestalten und welche Investitionsschwerpunkte sie setzen. Für die Studie wurden die Meinungen von 142 Chief Investment Officers, Anlageklassen-Verantwortlichen und Senior-Portfoliostrategen von 85 Staatsfonds und 57 Zentralbanken ausgewertet. Eines der interessanten Ergebnisse war, dass Infrastruktur-Investments aktuell eine bedeutende Rolle in den Portfolios spielen. Insbesondere erneuerbare Energien stehen im Fokus des Interesses von Staatsfonds. Beeindruckende 81 Prozent der Befragten zeigten großes Interesse an Investitionen in erneuerbare Energieerzeugung. Zudem äußerten 65 Prozent der Befragten Interesse an Investments in Energieversorgung.

Die Umfrage ergab auch, dass die Finanzierung der Energiewende für heutige Staatsinvestoren höchste Priorität hat. Insgesamt 66 Prozent der Befragten betrachten die Auswirkungen des Klimawandels als eines der drei größten Risiken für das globale Wachstum in den kommenden zehn Jahren. Zudem gaben 53 Prozent der Befragten an, dass die finanziellen Kosten der Energiewende zu den bedeutenden Risiken zählen. Auch wenn geopolitische Risiken als noch größere Bedrohung für das globale Wachstum angesehen werden, verdeutlicht die Studie, dass Staatsfonds und Zentralbanken ein starkes Interesse an nachhaltigen Infrastruktur-Investments haben, um die Herausforderungen des Klimawandels anzugehen und langfristiges, nachhaltiges Wachstum zu fördern.

Privatanlegern bieten sich für Investitionen gleich mehrere Optionen an: Zunächst gibt es klassische Infrastruktur-Aktienfonds, die in diverse Unternehmen anlegen, welche ihr Geld wiederum mit dem Bau und der Instandhaltung von Infrastruktur verdienen. Eine Alternative im Rentensegment sind spezialisierte Anleihefonds. Diese bilden Portfolios aus Infrastruktur-Anleihen und können laufende Erträge liefern. Dabei profitieren die Zinspapiere von den genannten Vorteilen des Segments und verhalten sich relativ unabhängig von den Aktienmärkten.

Erst seit kurzem ist auch die Anlage in sogenannte „Offene Infrastrukturfonds“ möglich. Anders als Aktienfonds investieren diese nicht in Unternehmen, sondern beteiligen sich direkt an Infrastruktur-Projektgesellschaften. Dieser Bereich ist damit nicht mehr nur institutionellen Anlegern vorbehalten, sondern richtet sich explizit an Privatanleger, die bereits ab einer Mindestanlage von 50,- € investieren können. Das Regelwerk orientiert sich dabei stark an den verbreiteten „Offenen Immobilienfonds“. So gilt ebenfalls für die Infrastruktur-Sondervermögen eine Mindesthaltefrist von 24 und eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten.

Fazit: Die bevorstehenden Investitionen in die Modernisierung und Transformation der Infrastruktur weltweit bieten Potenzial für langfristiges Wachstum und Chancen für Anleger, die von den stabilen und zukunftsfähigen Geschäftsmodellen der Infrastrukturunternehmen profitieren möchten. Diese zeichnen sich durch ihre Krisenresistenz aus, da die Nachfrage nach grundlegenden unabhängig von der wirtschaftlichen Lage bestehen bleibt. Zudem bieten Infrastrukturaktien Diversifikationsmöglichkeiten für Anlageportfolios, da sie oft unkorreliert mit anderen Marktsegmenten sind.vorzieht, ist mit einem Fonds oder ETF auf kurzlaufende Euro-Anleihen oder den Geldmarkt gut beraten. Sie sind eine attraktive Alternative zum Festgeld, da sie täglich handelbar sind und Anleger damit zu jeder Zeit auf Marktentwicklungen reagieren können. Gerade im Falle von überraschenden Leitzinsänderungen kann diese Flexibilität Gold wert sein.


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